AK-Nahost Infos 2025 – 24. Juli 2025

1.  Petitionen 
Die ARD-Korrespondentin Sophie von der Tann wurde für ihre differenzierte und ausgewogene Berichterstattung mit dem Fernsehpreis ausgezeichnet. Ihre Arbeit zu Gaza/Israel/Palästina wird vom deutschen Fernsehpublikum außerordentlich geschätzt. Der israelischen Botschafter Prosor meint jedoch sie maßregeln, beleidigen und mit hämischen Kommentaren überziehen zu dürfen, wie er alle Journalist: innen und Wissenschaftler:innen attackiert, die nicht dem israelischen Narrativ folgen. Wer sich für Sophie von der Tann einsetzen möchte, hier die Adresse:
Bayerischer Rundfunk
Zuschauerservice
E-Mail: fernsehen@br.de
Botschafter Ron Pronsor:
botschaft@israel.de

2. Bremen

Do. 24.7.  Stand der Seeds of Palestine 16:30-18:30 Uhr auf dem Grasmarkt (beim Rathaus)

Sa. 26.7. Mahnwache und Kundgebung für einen gerechten Frieden 11:30 – 12:30 Uhr vor den Domtreppen oder vor der Glocke.

Sa. 26.7. Free Palestine – Free Gaza Demo 16 Uhr Hauptbahnhof – ca. 18 Uhr Marktplatz

3. Medien

Endlich wachen die Medien auf, ehemalige Botschafter und sogar der Papst und katholische Bischöfe üben scharfe Kritik am Vorgehen der israelischen Regierung. Hier einige Beispiele. Die Partei die LINKE ruft für den 25.7. spontan zu einer Demonstration „Stoppt den Genozid in Gaza“auf.

23.7. Offener Brief von 34 ehemaligen EU-Botschaftern: Open letter from 34 ex-EU ambassadors: ‚Act now against Israel‘

21.7. tagesschau: 25 Staaten fordern sofortiges Ende des Gaza-Krieges

Der internationale Druck auf die israelische Regierung wächst. In einer Erklärung fordern Staaten um Großbritannien, Frankreich, Kanada und Japan ein Ende des Krieges im Gazastreifen. Deutschland ist nicht dabei. 
Neben Großbritannien ist die Erklärung von den Außenministern von Australien, Belgien, Dänemark, Estland, Finnland, Frankreich, Irland, Island, Italien, Japan, Kanada, Lettland, Litauen, Luxemburg, Neuseeland, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz, Slowenien und Spanien unterzeichnet worden.
Sie kritisieren die nur „tropfenweise Versorgung mit Hilfsgütern“ sowie eine „unmenschliche Tötung von Zivilisten“ auf der Suche nach Lebensmitteln. Das Leid der Zivilbevölkerung in Gaza habe ein neues Ausmaß erreicht, der Tod von mehr als 800 Palästinensern „auf der Suche nach Hilfe“ sei entsetzlich. „Die Verweigerung lebenswichtiger humanitärer Hilfe durch die israelische Regierung für die Zivilbevölkerung ist inakzeptabel“….. Vorschläge, die palästinensische Bevölkerung in eine „humanitäre Stadt“ umzusiedeln, seien völlig inakzeptabel. „Wir lehnen jegliche Schritte zu territorialen oder demografischen Veränderungen in den besetzten palästinensischen Gebieten entschieden ab“.

Die ZEIT am 22.7.: SPD-Fraktion unterstützt Aufruf zu Kriegsende im Gazastreifen.

Deutschlandfunk: Kommentar zum Krieg in Gaza: Wieviel Zerstörung und Hunger braucht es noch?
Der Kommentar  schließt mit den Worten: „In Deutschland geben weite Teile der Politik lieber floskelhafte Solidaritätserklärungen zu Israel ab, als sich dem zu stellen, was in Gaza passiert und daraus Konsequenzen zu ziehen. Es ist eine Schande!“

Gaza verhungert

Mindestens 71 Kinder sind durch Israels Krieg im Gazastreifen bereits an Unterernährung gestorben. 60.000 weitere Palästinenser zeigten nach Angaben der Gesundheitsbehörde in der von Israel abgeriegelten und unter Dauerbeschuss stehenden Enklave entsprechende ­Symptome.
Undf die Israelische Armee tötet weiter Nahrungssuchende: die Zahl der dort seit Ende Mai – dem Startzeitpunkt des Verteilmechanismus über GHF – getöteten Menschen sei auf 995 angestiegen ist, mehr als 6.000 Hungernde wurden in diesem Zeitraum verletzt, 45 Personen würden vermisst. Allein am Sonntag wurden mindestens 73 Palästinenser beim Versuch getötet, an Nahrung oder etwas Mehl zu kommen. Während sich die drei GHF-Freiluftzwinger zur Ausgabe von Lebensmitteln im Süden und Zentrum des Gazastreifens befinden, sind am Sonntag auch im nahezu komplett zerbombten Norden 67 Hilfesuchende getötet worden.

Chris Dunnes, ehemaliger Sprecher von UNRWA ,erklärt sehr eindringlich die Situation in Gaza und liefert viele schockierende Bilder dazu: The REAL Reason Gaza is STARVING – EX-UN Chief Drops BOMBSHELL

Ein verzweifelter Kommentar in der taz: Tödliche Abstumpfung 
Das Berichterstatten über Gaza ist zum Verzweifeln, die meisten Le­se­r:in­nen sind abgestumpft – auch deshalb, weil die Politik nichts unternimmt.

Die Sprecherin des UN-Generalsekretärs über die katastrophale humanitäre Situation in Gaza

Konferenz in Bogotà
: Die Haag-Gruppe hat sich in Bogotà getroffen, um Maßnahmen gegern den Genozid in Gaza zu beschließen.
Vertreter aus mehr als 30 Staaten haben zum Abschluss der am Mittwoch in Bogotá beendeten internationalen »Notfallkonferenz für Palästina« ein Maßnahmenpaket gegen Israels verbrecherische Kriegführung im Gazastreifen unterstützt….Auch die »Komplizenschaft« der NATO und westlicher Staaten mit der Regierung Netanjahu stand in der Kritik.
12 Länder wollen sofort einen Maßnahmenkatalog umsetzen

Ein Bericht von SOMO (Centre for Research on Multinational Corporations) zeigt, dass die Staaten der EU (und nicht die USA) sowohl die wichtigsten Handelspartner Israels sind und auch, dass sie doppelt so viele Investitionen in Israel tätigen als die USA.
Wichtigste Ergebnisse

  • Die 10 EU-Mitgliedstaaten mit den höchsten Investitionen in Israel: Niederlande, Luxemburg, Deutschland, Frankreich, Irland, Schweden, Italien, Spanien, Polen, Dänemark.
  •     Die EU ist weltweit der größte Investor in Israel, fast doppelt so groß wie die Vereinigten Staaten (USA). Nach den neuesten Daten des IWF zu Auslandsinvestitionen hielten die EU-Mitgliedstaaten im Jahr 2023 ausländische Investitionen in Höhe von 72,1 Milliarden Euro in Israel, verglichen mit 39,2 Milliarden Euro für die USA.
  •     Israel selbst hat 65,9 Milliarden Euro in die EU investiert, siebenmal so viel wie in die USA (8,8 Milliarden Euro). Damit ist die EU das Hauptziel für israelische Investitionen.
  •     Trotz des anhaltenden Völkermords Israels an den Palästinensern im Gazastreifen und seiner rechtswidrigen Besetzung der besetzten palästinensischen Gebiete hat die EU ihre Exporte nach Israel um 1 Mrd. EUR erhöht, sodass sie 2023 bei 25,5 Mrd. EUR und 2024 bei 26,7 Mrd. EUR lagen.

Die EU ist Israels größter Handelspartner, und ihr Gesamthandel mit Israel belief sich 2024, einschließlich Ein- und Ausfuhren, auf 42,6 Milliarden Euro. Das ist deutlich mehr als die USA, deren Handel mit Israel im selben Jahr insgesamt 31,6 Milliarden Euro betrug.
Von allen EU-Mitgliedstaaten sind die Niederlande mit Abstand der größte Investor in Israel und verantwortlich für zwei Drittel der EU-Investitionen in Israel. Tatsächlich hat kein anderes Land weltweit mehr Investitionen in Israel. Mit Investitionen niederländischer Unternehmen in Höhe von 50 Mrd. EUR im Jahr 2023 liegen die Niederlande sogar vor den USA. Umgekehrt sind die Niederlande auch das größte Ziel für israelische Investitionen und ziehen sechsmal so viele Investitionen an wie die USA.

taz, 18.7. 2025: Die unehrliche öffentliche Debatte über Israel muss ein Ende haben, sagt David Ranan
David Ranan ist ein israelisch-britisch-deutscher Autor sowie Kultur- und Politikwissenschaftler. Er untersucht u. a. den Antisemitismus-Diskurs in Deutschland und dessen Politisierung wie auch Antisemitismus unter Muslim_innen.

Defense for Children International berichtet
: Gestern Abend schossen israelische Streitkräfte in Ya’bad, einer palästinensischen Stadt südlich von Jenin im nördlichen besetzten Westjordanland, mindestens sieben Mal von hinten auf den 13-jährigen Amr Qabha. Als es Amrs Vater gelang, ihn zu erreichen, schlugen ihn die israelischen Streitkräfte, fesselten ihm die Hände auf dem Rücken und zwangen ihn, sich neben dem blutenden Körper seines Sohnes auf den Boden zu setzen.
Nach 40 Minuten, als die Soldaten sicher waren, dass Amr gestorben war, ließen sie schließlich einen Krankenwagen durch, der seinen Leichnam in ein Krankenhaus in Jenin brachte.
Israelische Streitkräfte haben im besetzten Westjordanland im Jahr 2025 33 palästinensische Kinder getötet, wie aus den von DCIP gesammelten Unterlagen hervorgeht.
207 palästinensische Kinder wurden seit dem 7. Oktober 2023 von israelischen Streitkräften und Siedlern im besetzten Westjordanland getötet, wie aus den von DCIP gesammelten Unterlagen hervorgeht.

Die palästinensische Mission Wien
berichtet:
Am Donnerstag (10.07.2025) wurden neun Kinder von der israelischen Armee getötet, als sie mit ihren Eltern in einer Schlange vor einem Gesundheitszentrum in Deir al Balah warteten.
Wie UNICEF berichtet, wurden insgesamt 15 Menschen, darunter neun Kinder und vier Frauen, getötet. Weitere 30 Menschen wurden Berichten zufolge mitunter schwer verletzt, darunter 19 Kinder.
„Die Hilfe wurde von Project Hope, einer UNICEF-Partnerorganisation, für Familien in verzweifelter Not bereitgestellt. Die Tötung von Familien, die versuchen, lebensrettende Hilfe zu erhalten, ist unverzeihlich“, soUNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. „Es waren Mütter, die nach Monaten des Hungers und der Verzweiflung einen Rettungsanker für ihre Kinder suchten. Zu ihnen gehörte Donia, deren einjähriger Sohn, Mohammed, getötet wurde. Sie sagte, er habe nur Stunden zuvor sein erstes Wort gesprochen. Donia liegt nun in einem Krankenhausbett, schwer verletzt durch die Explosion, und klammert sich an Mohammeds kleinen Schuh. Kein Elternteil sollte jemals eine solche Tragödie erleben müssen.“
UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell sagte in einem gestern veröffentlichten Statement: „Erneut gibt es unfassbar grausame Berichte über die Ermordung von sieben Kindern im Gazastreifen, diesmal, als sie an einer Verteilungsstelle auf Wasser warteten. Dies geschieht nur wenige Tage, nachdem mehrere Kinder und Frauen beim Warten auf Nahrungshilfe getötet wurden.“ Die israelische Armee, die seit dem Beginn des genozidalen Krieges 17 000 Kinder getötet hat, sprach von einem „technischen Fehler“.