DLF, Kitzler, Jan-Christoph | 26. Februar 2025, 05:23 Uhr
Wer wissen will, wie der Raum für Palästinenser im Nahen Osten immer kleiner wird, kann sich ein paar historische Prozentzahlen vor Augen führen.
Mit dem UN-Teilungsplan von 1947 wurden 55 Prozent des Mandatsgebietes Palästina dem entstehenden jüdischen Staat zugesprochen.
Seit dem ersten arabisch-israelischen Krieg mit seinen Eroberungen gehören dem Staat Israel 77 Prozent der Fläche.
Vom seit 1967 von Israel besetzten Westjordanland, also dort, wo eigentlich mal ein palästinensischer Staat entstehen sollte, kontrolliert Israel seit den Oslo-Verträgen 61 Prozent komplett die sogenannten C-Gebiete.
Doch auch in der restlichen Fläche findet Vertreibung von Palästinensern statt.
Unterwegs mit Droa Etkes, dem besten Kenner der aus palästinensischer Sicht schrumpfenden Räume.
Mit seiner kleinen israelischen NGO vergleicht er Luftbilder, aber immer wieder auch ist er unterwegs.
Hinter Bethlehem geht es durch atemberaubende Landschaften in die Wüste Richtung totes Meer.
Wir schauen nach Südwesten und wir sehen ein paar Gebäude, die von Palästinensern genutzt wurden bis zum 7. Oktober.
Von hier wurden Palästinenser vertrieben in den ersten Wochen nach dem 7. Oktober.
Und heute sehen wir, dass die Gebäude jetzt von Siedlern genutzt werden, die sie übernommen haben und da einen Außenposten gegründet haben.
Im Hintergrund sieht man zwei israelische Siedlungen, Tekor und Noctim.
Die Siedler hier wollen ein zusammenhängendes Gebiet bis runter zum Toten Meer, sagt Droa Etkes.
Sie breiteten sich immer mehr aus, da seien die Palästinenser im Weg.
Davon kann Murad Jadal ein Lied singen.
Er ist Gemeindevorsteher von Al-Malha.
1.400 Menschen leben hier, etwa 150 Familien und sie hatten hier Großes vor.
Eine neue Straße führt auf den Berg zum Gemeindezentrum.
Entlang des Weges sind Grundstücke abgesteckt, auf denen gebaut werden sollte.
Rein rechtlich ist das unser Land und wir können hier machen, was wir wollen.
Häuser oder Straßen bauen, das ist unser Land.
Und aus israelischer Perspektive ist das B-Gebiet.
Das heißt, Israel verwaltet das nicht, sondern die palästinensische Autonomiebehörde.
In diesen Gebieten können wir uns entwickeln.
Doch dann gab es eine Kampagne.
In israelischen Medien stand, hier entstehe eine palästinensische Stadt in der Wüste.
Rechtsextreme jüdische Politiker kamen, um das zu verhindern.
Das offizielle Argument, hier war ein Naturschutzgebiet vereinbart.
Seit über sieben Monaten gilt nun schon ein Baustopp, verhängt durch das israelische Militär,
obwohl die Palästinenser hier die Verwaltungshoheit haben.
Die Israelis kamen und haben den Bau gestoppt, den Bau neuer Straßen, Entwicklung, Gesundheitszentren.
Schüler gehen hier 20 Kilometer bis zur Schule.
Sie haben hier alles verboten und ein paar Häuser zerstört.
Und bei ein paar haben sie mit der Zerstörung angefangen.
Die zerstörten Häuser kann man sich ansehen.
Und unten im Tal, im Naturschutzgebiet, sind jetzt israelische Siedler eingezogen und besetzen das Land.
Droetges blickt in die Ferne und beschreibt, worum es hier geht.
Das ist ein Kampf um die offenen Flächen.
Wir sind nicht in den C-Gebieten, die Israel kontrolliert.
Wir sind in den B-Gebieten.
Es ist ein Kampf um alles, was von Palästinensern im Westjordanland aufgebaut wird.
Die Siedler, aber auch die israelische Regierung tun alles, um palästinensische Entwicklung zu verhindern
und das palästinensische Gebiet so viel wie möglich zu schrumpfen.
Und dann geht es darum, so viele Palästinenser wie möglich dazu zu bringen,
das Westjordanland zu verlassen und in andere Länder zu ziehen.
Seit dem 7. Oktober, dem Terrorangriff aus dem Gaza-Streifen, hat das zugenommen.
Droetges hat dokumentiert, wie tausende Palästinenser seitdem vertrieben wurden,
wie große Flächen nur noch für die radikalen Siedler zugänglich sind.
Sie wollen das ganze Land.
Für Palästinenser ist da immer weniger Platz.
(Quelle: DLF, Kitzler, Jan-Christoph | 26. Februar 2025, 05:23 Uhr)